
Surprises
zu dt. Überraschungen
Cover folgt
Starring:
Michelle Trachtenberg as Faith Rozen
Jeffrey Dean Morgan as Samuel Rozen
Hayden Christensen as Noah Grant
Drew Fuller as Ethan Grant
Chace Crawford as Gabriel Grant
Mischa Barton as Jane Malone
AnnaLynne McCord as Michelle Essence
Unser Leben ist oft gespickt mit Überraschungen. Ob diese gut oder schlecht sind, liegt im Auge des Betrachters...
Mit schnellen Schritte nahm sie Anlauf und setzte einen eleganten Sprung über den Bock hinweg und landete dann wieder sicher auf zwei Füßen. Von ihren Mitschülerinnen kam erstauntes Gemurmel und ein klein wenig Beifall.
Faith strich sich die Haarsträhnen aus dem Gesicht, welche sich aus dem Zopf gelöst hatten, denn sie sich extra für den Sportunterricht gemacht hatte. „Sehr schön Faith!“, lobte die Sportlehrerin sichtlich begeistert und trug irgendwelche Notizen in ihr Clipboard ein. Faith tat dieses Lob mit einem Schulterzucken ab und ging dann zur Bank um sich zu setzten. „Das sah Klasse aus!“, flüsterte Michelle ihr zu als sie aufstand um ihren Sprung zu absolvieren. Wieder zuckte Faith nur mit den Schultern und schwieg. Sie war schon immer sportlich gewesen und war nichts anderes gewohnt als gute Noten und Lob dafür zu erhalten. Sie wusste auch woran das lag, jeder in ihrer Familie war körperlich Topfit.
Die Brünette sah zu wie ihre Mitbewohnerin ebenfalls über den Bock sprang, mindestens genauso gut wie sie. Ein klein wenig schien Faith beeindruckt zu sein, doch sie gab sich Mühe dies nicht zu zeigen, sondern stand auf. „Miss Philipps, dürfte ich bitte gehen? Ich müsste meine Schuluniform noch abholen.“ Die Lehrerin nickte und das junge Mädchen begab sich zur Umkleidekabine. Ehe sie die Tür öffnete erinnerte sie die Farbe des Holzes an ein bestimmtes Ereignis.
„Ich werde die Kleine fürs erste mitnehmen.“, sagte eine Frau, deren Gesicht man nicht sah, doch sie hatte enorm lange, hell glänzende, blonde Haare. Ihre Stimme klang sehr hoch und streng. Das kleine Mädchen, mit den kurzen braunen Haaren stand zu ihrer Rechten und hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen. Auf dem Teppichboden erkannte man eingetrocknete Blutflecken die darauf hinwiesen, dass irgendetwas Schreckliches passiert sein musste. Ein Mann sprach das Kind an, doch es reagierte nicht auf die Worte. Stattdessen nahm das Mädchen langsam die Hände runter und sah sich mit einem verstörten Blick in der Wohnung um. Die Möbel waren alle samt abgedeckt worden und viele Männer in weißen Anzügen liefen umehr. Dann fing das kleine Mädchen an zu weinen.
Mit einer Faust schlug Faith gegen die Tür der Umkleide. Plötzlich war es still hinter ihr, und sie drehte sich langsam mit einem aufgesetzten Lächeln um. „Entschuldigung. Ist mir so ausgekommen.“, murmelte sie und stieß dann auch schon die Tür auf und verließ die Turnhalle. Hastig schlüpfte sie aus den Sportklamotten und zog sich wieder normal an ehe sie das Gebäude verließ. Sie rannte über den Campus ohne auf andere zu Achten, in Richtung Schulgebäude. Vorbei an Ethan und Noah die sich gerade angelehnt an einer Mauer unterhielten.
„Ich will ja nichts sagen, aber mir scheint so als wäre deine Cousine ein äußerst seltsamer Mensch.“, nuschelte Noah amüsiert und blickte der Brünetten nach. Ethan verschränkte missmutig die Arme. „Das scheint dir nicht nur so, sie ist so. Sie ist jetzt fast einen Monat lang hier und hat sich bisher geweigert mit mir zu reden. Auch sonst lässt sie sich kaum blicken.“ „Ist mir auch schon aufgefallen. Ich hab sie vielleicht fünf oder sechsmal auf dem Campus gesehen. Während den Stunden rennt sie förmlich hin und her, scheint so als hätte sie nicht sonderlich Lust auf uns.“, meinte Noah und stieß sich von der Wand hinter ihm ab. „Kann mir egal sein. Ich würde ja gern mehr über sie und ihre Familie erfahren, aber wenn sie kein Interesse hat mir was zu erzählen.“, Ethan zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Vielleicht bist du aber auch nicht hartnäckig genug! Ich finde sie sehr süß.“, er lachte lauthals und boxte seinem Freund in die Seite. „Du kennst meinen Charme, ich werde mich der Sache mal annehmen. Mir schlägt sie sicherlich nicht die Tür vor der Nase zu!“
Ein langsamer Schmerz machte sich in Faith’s Rippen breit und sie verlangsamte ihr Tempo. Sie war alle drei Treppen im Schulgebäude hoch gerannt, irgend wann musste auch sie an ihre Grenzen kommen. Sie steuerte die Mädchentoilette an – in den letzten Wochen hatte sie die oberste Toilette des Schulgebäudes zu ihrem Ort gemacht wo sie wirklich niemanden Antraf. Das war der 16-Jährigen auch nur Recht! Sie drehte denn Wasserhahn auf und lies Wasser über ihr Gesicht laufen und betrachtete sich dann im Spiegel.
Sie öffnete ihren Pferdeschwanz vom Sport und zupfte sich ihre Haare zu Recht. Seufzend benässte sie ihre Lippen und starrte sich für einen Moment selbst in die Augen ehe sie das Wasser zudrehte und noch einmal tief Luft holte. In der nächsten Stunde wäre Mathematik dran, ihr absolutes Lieblingshassfach. Dafür brauchte sie ihren ganzen Verstand wenn sie nicht riskieren wollte durchzufallen.
Als sie wieder in den Flur trat rempelte sie geradewegs jemanden an, der ebenso wenig aufgepasst hatte wie Faith. Gabriel wollte sich gerade beschweren als er erkannte mit wem er da gerade zusammen gestoßen war. „Faith!“, rief er freudig aus doch die Brünette blickte ihn nur mit einem Fragezeichen auf der Stirn an. „Tut mir Leid.“, murmelte sie leise und musterte den Jungen. „Ich bin Gabriel. Ich hab dich bereits öfters gesehen, wir haben zusammen Mathe.“, erklärte Gabriel ihr und das Fragezeichen in Faith’s Gesicht löste sich auf. „Ahja.“, gab sie leise von sich und hinter ihr fiel die Tür der Toilette ins Schloss. „Mir tut es Leid.“, antwortete Gabriel auf ihre Entschuldigung hin und hielt ihr die Hand hin. „Ich habe nicht Aufgepasst.“, fügte er hinzu und Faith ergriff kurz seine Hand. „Als Entschädigung lade ich dich auf ein Eis ein, wenn du Lust hast Mathe zu schwänzen!“, schlug er ziemlich spontan vor und das Mädchen willigte ein.
Michelle stand einige Meter von den beiden entfernt, an der Ecke zur Treppe. Sie beobachtete die beiden heimlich und blickte finster drein. Als sie hörte wie Gabriel Faith auf ein Eis einlud, verschwand sie.
„Also, du bist tatsächlich die Nichte des Rektors?“, fragte Gabriel grinsend und schob sich Eis auf seinen Löffel. Faith nickte. „Ja, obwohl ich nicht wirklich viel mit ihm oder seinem Sohn gemein habe.“ „Weshalb bist du dann hier? Die Rozen Academy ist nicht unbedingt die beste Schule des Landes.“ „Er hatte mich persönlich eingeladen. Ich wollte nicht unhöflich sein.“, erklärte Faith etwas geknickt und Gabriel nickte verständlich. „Was ist mit deinen Eltern?“, fragte er neugierig und steckte sich den Löffeln in den Mund. Faith stemmte ihren Löffel förmlich in den Becher und sah kurz auf. Sie zuckte mit den Schultern. „Ich hab mit meinen Eltern kein gutes Verhältnis.“, murmelte sie und aß ihr Eis weiter, scheinbar um nichts mehr zu diesem Thema sagen zu müssen. „Willkommen im Club.“, meinte Gabriel lächelnd und schleuderte versehentlich mit einer Handbewegung Eis auf Faith’s Oberteil. Beide schwiegen einen Moment ehe Faith anfing zu lachen. „Tut mir Leid!“, meinte Gabriel und sprang auf um mit einer Serviette sofort den Schaden zu beseitigen. Seine Mitschülerin winkte ab. „Kein Problem!“, meinte diese und wischte das Eis mit einem Finger weg. „Du hast mich schließlich nicht umgebracht.“, antwortete Faith und grinste ihn an. Gabriel nickte und lies sich wieder auf seinen Stuhl fallen und schwieg seltsam beklommen von dieser Bemerkung.
Samuel saß an seinem Schreibtisch und erledigte Papierkram als es klopfte. Er sah auf und bat den Besucher herein. Michelle öffnete zögerlich die Tür und sah den Rektor schwach lächelnd an. „Hallo Michelle.“, begrüßte dieser die Schülerin und legte denn Stift zur Seite. „Wie kann ich dir helfen?“, fragte der ältere Mann die schöne Blonde und deutete auf einen der Stühle die vor seinem Schreibtisch standen. „Ich müsste dringend mit Ihnen reden.“, erklärte das Mädchen doch ehe es dazu kam, sich zu setzten klopfte es erneut und die Tür wurde ohne Vorwarnung aufgerissen.
Samuel sowie Michelle starrten beide die Fremde Frau in der Tür an. „Jane!“, rief dann doch der Rektor aus und erkannte die Besucherin. Michelle blickte verwirrt drein und blieb unschlüssig stehen. Sie wusste nicht ob sie jetzt noch mit dem Rektor sprechen konnte, oder ob er seinen Besuch vorzog. „Michelle, das ist Miss Malone.“, erklärte Samuel und lächelte freundlich. „Sie wird nach diesem Wochenende denn Geschichtsunterricht übernehmen.“ „Freut mich.“, meinte Jane und knirschte mit den Zähnen. „Soll ich gehen?“, fragte Michelle direkt und ging zur Tür. „Wir reden später.“, antwortete Samuel und nickte. Auch die Blonde nickte und verschwand dann.
„Du kommst reichlich spät!“, fuhr Samuel die Frau scharf an welche sich lässig gegen die Wand lehnte. „Ich wusste nicht das wir einen Termin vereinbart hatten.“, antwortete Jane patzig und zog herausfordern die Augenbrauen nach oben. „Wie geht es Ethan?“, fragte die junge Frau und blickte an die Bilder an der Wand des Büros. Sie zeigten einige Schüler, manche dieser Fotos waren bereits älter. Auf einem war Ethan zusehen, als er noch zur Mittelschule ging, gemeinsam mit zwei anderen Jungen unterschiedlichen Alters. „Bleib von Ethan fern!“, fuhr Samuel Jane gereizt an und stand sogar drohend vom Stuhl auf. Sie lachte nur leise und wollte gerade etwas erwidern als die Tür erneut aufgerissen wurde. Ethan trat mit schnellen Schritten auf seinen Vater zu und bemerkte gar nicht das noch jemand im Raum war.
„Die Dusche für die Jungs im Wohnheim funktioniert schon wieder nicht. Einige haben sich gerade lauthals beschwert!“ Der 19-Jährige schlug seine Hände flach auf den Tisch und sah seinen Vater gestresst an. Ehe dieser Antworten konnte meldete sich Jane zu Wort. „Hallo Ethan, lange nicht mehr gesehen.“, sie ging auf ihn zu und schlang ihre Arme um seinen Körper – ihm entwich im selben Moment als Janes Stimme erklang ein entsetzter Gesichtsausdruck.
„Das muss dir echt nicht peinlich sein!“, beschwichtigte Faith Gabriel, der nun schon seit dem Vorfall mit dem Eis auf ihrem Shirt schwieg. Sie fühlte sich deshalb etwas unwohl und versuchte ihn wieder zum Reden zu bringen. „Warum haben du und deine Eltern kein gutes Verhältnis?“, fragte sie dann um das vorherige Thema aufzugreifen, doch er ging nicht darauf ein. „Erzähl mir etwas von der Schule. Ich mein von den Leuten. Ich bin noch nicht lange hier, ich hatte kaum Zeit mir die Leute genauer anzusehen da ich alles nachholen musste. Auf meiner alten Schule hingen wir ganz schön mit dem Stoff hinterher. Oder ihr wart einfach zu schnell.“, Faith grinste und versuchte ihn irgendwie wieder zum Reden zu bringen. Sie musste zugeben, dass sie Gabriel etwas komisch fand, fragte sich aber auch ob sie ihn womöglich beleidigt hatte.
Plötzlich sprang der junge Mann auf und lächelte sie an. „Tut mir Leid. Wir unterhalten uns ein anderes Mal weiter. Ich hab noch etwas zu erledigen.“, meinte er und ehe Faith etwas sagen konnte war er auch schon hastig davon gegangen. Nun saß sie allein in der Cafeteria. Seufzend blickte Faith auf den Eisbecher vor ihr und stand dann auf, um zurück um Unterricht zu gehen.
Noah saß am Fenster und hatte aus dem dritten Stock einen guten Überblick über den Schulhof. Was sie gerade in Biologie durchnahmen interessierte ihn sowieso nur halbherzig, weswegen er sich lieber den Schülern auf dem Campus widmete. Er sah wie sein Bruder aus der Cafeteria stürmte und in Richtung Wohnheim abzog. Wenige Sekunden darauf lief auch Faith aus dem flachen Gebäude, jedoch ging diese in Richtung Schulgebäude. Noah fragte sich ob die beiden wohl gemeinsam geschwänzt hatten, er wusste das sie nun eigentlich Matheunterricht gehabt hätten. Mit einem Sorgenvollen Gesichtsausdruck verfolgte er die Schritte des Mädchens.
Jane hatte ihre Arme immer noch um Ethan geschlungen und ihren Kopf an seinen Rücken gelegt. Samuel blickte genervt drein und sah seinen Sohn fast schon entschuldigend an. „Jane.“, brachte Ethan nun endlich hervor und drehte sich wie eine festsitzende Schraube mühsam in ihrer Umklammerung um. Er blickte auf sie nieder und kniff die Augen bedrohlich zusammen. „Was tust du hier?“
„Ich hatte mit eine herzlichere Begrüßung gewünscht. Aber nun gut. Mich freut es auch die zu sehen.“, antwortete Jane dreist und lächelte ihn an. Langsam lies die junge Frau ihn aus ihrer Umklammerung frei und trat einen Schritt zurück. Sie wirkte im Gegensatz zu dem recht großen Ethan ziemlich zierlich, dennoch schien Ethan keine Chance gegen sie gehabt zu haben. Oder wollte er sich gar nicht aus der Umarmung befreien?
„Ethan, bevor du etwas sagst. Miss Malone wird ab Montag hier unterrichten.“, erklärte Samuel knapp bemessen und sah auf seine Unterlagen nieder. „Ich bitte dich, mach keine Probleme.“, fügte er leise hinzu, doch sein Sohn sah finster drein. „Schon wieder.“, murrte er und lies dann beide stehen. Er knallte die Tür des Büros zu und schlug draußen im Flur mit dem Fuß gegen die gegenüberliegende Wand.
Jane drehte sich langsam wieder zu dem Rektor um und lächelte süß. „Er scheint schlechte Laune zu haben.“, meinte sie zu Samuel und setzte sich auf einen der Stühle. Auch der ältere Mann setzte sich wieder. „Warum wohl.“, murmelte er zu sich selbst und schüttelte nur leicht verständnislos den Kopf. „Ich habe gehört, sie ist hier.“, fuhr Jane nun fort und lies das Thema Ethan fallen. Samuel nickte nur beiläufig und beschäftigte sich wieder mit seinen Unterlagen. „Wie geht es der Kleinen?“, fragte die junge Lehrerin weiter und drängte förmlich nach einer Antwort. „Jane, wenn du was wissen willst. Geh und frag sie doch nach ihrem Befinden!“
Noah verließ das Klassenzimmer und Michelle kam ihm fast schon entgegen gesprungen. Sie schien auf ihn gewartet zu haben. „Noah!“
„Michelle?“, der 17-Jährige blickte die jüngere Schülerin ein klein wenig verwirrt an. Es schien nicht üblich, dass sie zu ihm kam, auch wenn er Schülersprecher war. Er wusste dennoch, dass sie kein großes Anliegen in diese Richtung auf dem Herzen hatte. „Was ist los?“, fragte er und die beiden entfernten sich etwas vom Rest der Masse. „Es geht um deinen Bruder. Ich hab gesehen das er Faith um ein Date bat.“ Noah nickte als Michelle es ihm erzählte. Er hatte beide aus der Cafeteria gehen sehen und sich vorstellen können das Gabriel Faith angesprochen hatte. Um ehrlich zu sein, hatte Noah das schon geahnt. „Ich dachte es mir schon.“, antwortete er seufzend und rieb sich die Stirn. „Alles klar. Danke fürs Ausrichten. Ich werde mit ihm reden.“ Michelle nickte und lächelte ehe sie brav verschwand, ohne weitere Worte.
Noah drehte den Kopf zum Fenster und suchte den Hof mit denn Augen nach jemanden ab.
Gabriel betrat sein Zimmer, welches er scheinbar alleine bewohnte – nur eines der beiden Betten war bezogen. Er schloss leise die Tür und zog die Vorhänge zu und legte sich dann aufs Bett. Nachdenklich starrte er die Decke an und murmelte hin und wieder etwas völlig unverständliches vor sich hin ehe er die Augen schloss und scheinbar versuchte zu entspannen. Sein Handy machte ihm einen Strich durch die Rechnung, er erhielt einen Anruf. Genervt nahm er das Mobiltelefon zur Hand und motze ein „Ja“ in den Hörer. Kurz darauf richtete er sich rasend schnell auf und nickte ein paar Mal und gab passende „Hm“ und „Okays“ dazu. Dann legte er auf und stand fast schon hastig auf und verließ sein Zimmer wieder. Scheinbar hatte er es nun besonders eilig.
„Sie sind noch nicht lange hier Miss Rozen! Finden Sie es da nicht etwas unverschämt zu schwätzen, vor allem in dem Fach wo sie am schwächsten sind?“, der Lehrer blickte mit drohendem Blick auf die klein gewordene Faith herab. Diese blickte schuldbewusst zu Boden. „Es tut mir Leid.“, murmelte sie denn eine passende Ausrede viel ihr nicht ein. Sie konnte schließlich nicht sagen, dass sie mit Gabriel Eis gegessen hatte. „Scheinbar ist mein Unterricht nicht spannend genug! Sie waren heute nicht der einzige Schüler, der mit Abwesenheit glänzte.“, murrte der Lehrer ein klein wenig beleidigt und schlug einige Bücher aufeinander, welcher er dann an den Rand seines Pults schob.
„Mister Valentino, es tut mir Leid. Ich hatte Faith gebeten etwas für mich zu erledigen. Ich hatte Ihr versprochen Ihnen bescheid zu geben, aber ich wurde aufgehalten und musste dann selbst in den Unterricht. Verzeih mir Faith, das ich nicht vor dir hier war.“, Noah stand in der Tür und kratzte sich Schuldbewusst am Kopf. Sein breites Grinsen sollte charmant um Verzeihung beten, scheinbar funktionierte sein Plan. „Wenn das so ist, Miss Rozen. Dann sind Sie entlassen. Aber solche Erledigungen sollten sich nicht häufen Noah! Sie sind schließlich der gewählte Schülersprecher.“, jammerte Mr. Valentino betrübt und schob seine Brille zurecht. „Gehen Sie.“, befahl er denn beiden Schüler und Faith schlich sich leise hinter Noah aus dem Klassenzimmer.
„Danke.“, meinte sie immer noch kleinlaut und verbeugte sich höflich. „Keine Ursache.“, erwiderte Noah grinsend und zwinkerte. „Ich komme sonst selten dazu meine Position zu missbrauchen.“ Faith legte den Kopf schief und lächelte amüsiert von dieser Aussage. Die beiden gingen den Flur hinunter zur Treppe. „Ich bin Noah. Freut mich deine Bekanntschaft zu machen Faith.“, er stupste die Brünette leicht in die Seite und lächelte sie freundlich an. Diese nickte und lächelte zurück. „Gleichfalls.“
Die Dämmerung brach über die Schule herein und der letzte verbliebene, matschige Schnee glitzerte träge von den letzten Sonnenstrahlen. Die meisten Schüler strömten nun in die Cafeteria zum Abendessen. Es war Tradition an der Academy das jenes letzte Mahl am Tag gemeinsam genommen wurde, während man beim Frühstück sowie zu Mittag kommen durfte wann es einem beliebte.
Ethan saß bereits, recht weit hinten und wartete geduldig darauf das die Türen geschlossen wurden und die Essensvergabe anfing. Doch bis dahin dauerte es noch etwa eine halbe Stunde! Gelangweilt starrte er von der Wand zum Tisch und wieder zurück. Er merkte nicht wie Faith und Noah gemeinsam auf ihn zukamen. Beide schienen sich gut zu unterhalten.
„Ethan!“, rief Noah grinsend aus und lies sich auf der anderen Seite des Tisches nieder. Er deutete auf den Platz neben ihn und Faith setzte sich schweigend, sie hatte keine Ahnung gehabt das ihr Cousin denn sie eigentlich meiden wollte mit dem netten Jungen mit dem sie sich gerade mehr oder weniger angefreundet hatte, befreundet war. „Hey.“, murmelte Ethan träge und blickte Noah nur kurz an. „Was bist du so schlecht gelaunt?“, fragte dieser immer noch fröhlich und piekste ihn in die Wange. Faith konnte sich ein kleines Kichern nicht verkneifen, irgendwie sah es lustig aus wie Noah den zwei Jahre älteren Ethan neckte. Fast so als wären sie Brüder. Dieses Geschwisterliche lies die jedoch schnell den Kopf senken und ihre Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an.
„Los Schwester lass uns spielen!“, rief ein kleiner, aufgeweckter Junge mit braunen, kurzen Haaren und lief fröhlich auf seine ältere Schwester zu. „Los Schwester!“, wiederholte jauchzend und klammerte sich an ihre Beine. „Schwester!“, murmelte er und vergrub sein Gesicht in ihre Jeans. Das Mädchen tätschelte denn Kopf des Kleinen und lächelte milde. „Hast du Mama gesehen?“, fragte sie leise und hob ihren kleinen Bruder hoch, der Junge war vielleicht um die fünf Jahre alt. Seine Schwester hingegen schien bereits über 10 zu sein. Sie tat sich dennoch schwer ihren Bruder zu tragen und lies ihn deshalb auch schnell wieder auf den Boden. Der Junge schüttelte den Kopf, dann blickte er traurig drein.
„Faith? Hallo?“, Noah wedelte mit seiner Hand vor dem Gesicht des jungen Mädchens umher. Diese schreckte plötzlich hoch und fiel fast rückwärts von der Bank. Doch zwei kräftige Hände packten ihr Schultern und gaben ihr Gleichgewicht. „Aufpassen.“, tadelte Gabriel sie grinsend und setzte sich dann neben sie. Noah und Ethan blickten denn Jungen misstrauisch an als er sich setzte und Noah schien sogar ärgerlich deswegen zu sein. Das entging Faith nicht und sie schien sich deshalb zu wundern. „Ist was?“, fragte sie den Schülersprecher doch der schüttelte den Kopf. „Das sollte man dich fragen. Was hattest du gerade?“, Ethan blickte seine Cousine neugierig an. Die warf ihm nur einen kühlen Blick zu und drehte ihren Kopf dann zu Gabriel.
„Hast du Ärger von Mr. Valentino bekommen?“ „Nein, ich bin ihm aus dem weg gegangen. Zudem verzeiht er mir das schon mal das ich fehle.“, antwortete Gabriel lächelnd und warf einen flüchtigen Blick zu seinem Bruder. „Wieso?“, wollte Faith wissen und erwiderte sein lächeln. „Er ist ein Mathe Genie.“, erklärte Noah nüchtern und blickte desinteressiert zur Essensausgabe. „Wirklich?“, Faith blickte Gabriel überrascht und beeindruckt an. Dieser nickte nur und grinste schwach. Ehe die beiden sich weiter unterhalten konnten setzte sich eine weitere Person an den Tisch.
„Hallo Jungs. Hallo Faith.“, meinte Michelle lächelnd und setzte sich zur Rechten von Ethan. Sie strahlte förmlich und schien bester Laune. Ganz im Gegensatz zu Ethan oder Noah, die beide miesmutig vor sich hinblickten und nichts mehr zu sagen hatten. Gabriel grinste die blonde Schönheit nur kurz an und begrüßte sie ebenfalls. „Du riechst heute mal wieder Ausgezeichnet.“, kommentierte er albern und verschränkte seine Arme auf dem Tisch. Faith blickte verwundert zwischen den beiden hin und her. „Wir sind schon lange nicht mehr alle an einem Tisch gesessen.“, antwortete Michelle lächelnd und blickte jeden Einzelnen kurz an. „Liegt wohl an Faith.“, meinte sie zu sich selbst und grinste sie kurz an. Verwirrt musterte Faith die Runde und wartete auf eine Erklärung ihrer Zimmergenossin.
„Du musst wissen, wir waren vor langer Zeit alle mal sehr eng befreundet.“, murmelte Gabriel neben ihr und kicherte kurz. „Ja die Zeit vergeht relativ schnell. Nicht wahr Ethan. Ich hab Miss Malone gesehen.“, erwiderte Michelle ihrer Seits amüsiert und fuhr sich durch die Haare. „Ich hab Hunger.“, flüsterte Gabriel und sah Michelle ernst an. Sie zog etwas überrascht die Augenbrauen nach oben. „Verstehe.“
Jane stand vor der Cafeteria und beobachtete die einzelnen Schüler, wie sie alle der Reihe nach in kleinen Gruppen denn hiesigen Speisesaal des Internates betraten. Sie lächelte vereinzelt einige bekannte Gesichter an. Es war nicht ihre erste Zeit an der Schule und dennoch würde diese Zeit die jetzt begann die wohl Beeindruckenste werden. „Die nächsten Monate werden alles andere als langweilig.“, sprach sie zu sich selbst und setzte ein ein Lächeln auf das einem jedem wohl einen Schauer über den Rücken gejagt hätte.
Dann wurde es schwarz...
by onetwomax.de